Astrid Proll – Fotografie als lebendige Erinnerung

Marktnachschau 10.02.2024, 12:30 Uhr – Künstlerhaus otte1

Als junge Frau suchte Astrid Proll im Jahr 1968 in Westdeutschland nach Möglichkeiten, beruflich tätig zu werden, Geld zu verdienen und unabhängig zu sein. Erst ab 1977 hatten Frauen in Westdeutschland Anspruch auf eine Erwerbstätigkeit ohne Zustimmung ihrer Eltern oder Ehemänner. Der jahrzehntelange Prozess der Bewusstseinsveränderung während des Übergangs von der zweiten zur dritten industriellen Revolution ist Thema der Veranstaltung am Samstag. Astrid Proll besucht Otte1, um nach dem Markt einen Vortrag über ihre vielfältigen Erfahrungen mit „Fotografie als lebendiger Erinnerung“ zu halten.

1968 begann Astrid Proll ihre Ausbildung zur Fotografin an der „Women Only“-Ausbildungsanstalt des Lette-Vereins in Berlin, dessen Gründungsidee 1866 darin bestand, jungen, unverheirateten Frauen eine berufliche Perspektive zu bieten. Das Angebot passte perfekt für eine junge Frau, für die nichts ferner lag als die Ehe mit einem Mann. Als queere Frau zog Astrid in das London der 70er Jahre mit seiner Gegenkultur. Das Leben entwickelte sich anders als geplant, es führte sie schließlich zu der Chance, ihre Fotografie an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg fortzusetzen und anschließend als Bildredakteurin im Journalismus zu arbeiten.

Ihr Besuch bei Otte1 lädt die Gäste ein, Erfahrungen auszutauschen und miteinander darüber nachzudenken, was in den zeitgenössischen Debatten bis heute Bestand hat und was von einer späteren Chance im Leben in Erinnerung bleibt, wenn man ihre berufliche Tätigkeit beim legendären Tempo-Magazin in Betracht zieht. Während ihres Besuchs wird sie sich bei einem Abendessen auch mit den aktuellen Stipendiatinnen über ihre Erfahrungen austauschen.