Marktnachlese – Tauben im Gras

Am 29.07.2023 stand unser Programm „Nach dem Markt“ unter der Überschrift „Nachlese“. Inspiriert wurde das Programm durch die aktuellen Diskussionen zum Thema „Sprache in der Literatur im jeweiligen historischen Kontext“. Ca. 20 Teilnehmende sind zu diesem Termin in das Künstlerhaus gekommen.
Rainer Beuthel, ehemals Bibliothekar der Stadtbücherei Eckernförde und Vorstandsmitglied des Fördervereins „otte1 – Schleswig-Holsteinisches Künstlerhaus“, führte in das Thema ein und las dann aus dem Roman „Tauben im Gras“ von Wolfgang Koeppen (zuerst erschienen 1951), der als einer der wichtigsten deutschsprachigen Romane des 20. Jahrhunderts gilt. Rainer Beuthel wählte Passagen aus, die dazu geführt haben, dass der Roman in seinem Gebrauch als Schullektüre wegen häufigem Gebrauch des „N-Worts“ in der öffentlichen Debatte ist.
Nach knapp 30 Minuten Lesung wurden zunächst noch Fragen an Rainer Beuthel gestellt, um auch die Schwerpunkte des Romans neben den ausgewählten Passagen zu erfahren. Danach gab es Rückmeldungen der Teilnehmenden mit den eigenen Empfindungen, Wahrnehmungen und Erfahrungen zu verwendeter Sprache im aktuellen und historischen Kontext. Besprochen wurde das Recht zur Verwendung von Sprache im historischen Kontext versus angreifende und beleidigende Verwendung in der aktuellen Zeit. Thema war auch das Recht am künstlerischen Werk versus Einwirkung von außen, das Werk (auch inhaltlich) zu ändern bzw. Begriffe der aktuellen Sprache anzupassen.
Es wurden auch kontroverse Meinungen dazu ausgetauscht, dass die Lehrerin in Baden-Württemberg, die die Kontroverse in die Öffentlichkeit gebracht hat, Ihre Anstellung gekündigt hat, um sich dem Roman nicht mehr aussetzen zu müssen. Interessant war in dieser Diskussion auch die Einschätzung einer jüngeren teilnehmenden Hochschuldozentin, dass die Auswahl der Oberstufen-Literatur in den Schulen einer dringenden Überprüfung bedarf, dass sie keine aktuellen Themen / Romane enthält und wenig divers ist, schon in dem Sinne, dass nur sehr wenig Autorinnen enthalten sind.
Diese wieder sehr anregende Veranstaltung ging über den angedachten Zeitrahmen hinaus. Rainer Beuthel beendete die Veranstaltung nach insgesamt 75 Minuten.