Marktnachlese am 9.9.2023 um 12:30 Uhr: Arno Schmidt – „Seelandschaft mit Pocahontas“

„Seelandschaft mit Pocahontas“ – eine Turbulenz im Literaturbetrieb der 50er Jahre.

Arno Schmidt nahm in der deutschen Nachkriegsliteratur eine einzigartige Stellung ein. Von „Leviathan“ (1946) bis „Zettels Traum“ (1970) bildeten seine Werke die Avantgarde literarischen Schreibens.
Die Veröffentlichung seiner Erzählung „Seelandschaft mit Pocahontas“ in der von Alfred Andersch herausgegebenen Zeitschrift „Texte und Zeichen“ (1955) veranlasste zwei Juristen zu Strafanzeigen gegen Autor, Herausgeber und Verleger wegen „Gotteslästerung“ und „Verbreitung unzüchtiger Schriften“. Erst 2013 wurde bekannt, dass hinter diesem Zensurversuch höchste Stellen des katholischen Klerus des Rheinlandes steckten, die enge Beziehungen zur damaligen Bundesregierung unter Adenauer pflegten.
Auch wenn das Verfahren nach einjährigem Hin und Her von der Staatsanwaltschaft eingestellt wurde, beeinflusste es die nachfolgende Herausgabe von Schmidts Roman „Das steinerne Herz“…

Rainer Beuthel stellt den Fall dar und liest Auszüge aus der inkriminierten Erzählung.