Artists Statement

Fethi Sahraoui

Stipendium bildende Kunst 1.5. – 31.7.2023

Was hat dich dazu bewogen, sich für das otte1-Stipendium zu bewerben?
Ich hatte direkten Kontakt zu Norbert Weber, der nach einem Aufenthalt in Algerien an mich herantrat, um mit mir eine Ausstellung in der Galerie Nemo zu organisieren. Der Bewerbungszeitraum für otte1 fiel in diese Zeit und Norbert Weber machte mich auf die Möglichkeit des Stipendiums aufmerksam. Also habe ich mich dafür beworben. Dann kam Corona und ich war froh, dass Norbert Weber danach noch einmal auf mich zugekommen ist und mich für das Stipendium nach Eckernförde eingeladen hat.

Woran hast du während deines Aufenthalts gearbeitet?
Ehrlich gesagt bin ich nicht mit der Absicht nach Eckernförde gekommen, eine fotografische Arbeit zu produzieren, weil ich einfach glaube, dass es Zeit braucht, um etwas Sinnvolles zu tun. Auch wenn ich eine Fotoserie mit einem einheimischen Fischer auf seinem Boot gemacht und ihn und seine Arbeit dokumentiert habe, sehe ich solche Anfänge als Motivation, um Menschen kennenzulernen und eine Art Dialog mit ihnen durch dieses Medium, die Fotografie, zu initiieren. Ich habe in meiner Zeit in Eckernförde an der Koordination meiner nächsten Projekte in Frankreich, Spanien (Girona) und den USA gearbeitet. Außerdem habe ich mein Netzwerk in Europa weiter ausgebaut und verschiedene Orte besucht, die für meine Arbeit relevant sind und mich inspirieren, wie das Gut Ludwigsburg und das Emil-Nolde-Museum.

Was hat dich im Künstlerhaus in Eckernförde inspiriert?
Meine Vorstellung von Heimat hat sich in den letzten Jahren immer weiter entwickelt, und Eckernförde als Stadt hat mir die Theorie von Heimat als vages Konzept bestätigt. Ich stelle immer wieder fest, dass Heimat überall sein kann, und dieses Zitat von Naguib Mahfouz wird mir immer im Gedächtnis bleiben: „Heimat ist nicht dort, wo du geboren bist; Heimat ist dort, wo alle deine Versuche, zu entkommen, aufhören“. Außerdem haben mir die drei Monate im Künstlerhaus in Eckernförde eine Heimat gegeben, die es mir erlaubt hat, mich auf mein Inneres zu konzentrieren und eine dringend benötigte Zeit der Selbstbeobachtung zu haben. Ich habe versucht, durch jeden Menschen, den ich getroffen habe, mehr über die Region und das Land zu erfahren, neue Ideen zu entwickeln und auch meine Arbeitsweise zu hinterfragen und meine Ziele neu zu fokussieren.

Was nimmst du aus Eckernförde für deine weitere künstlerische Entwicklung mit?
Ich arbeite sowohl in einem Kollektiv als auch allein. Ich glaube, der größte Gewinn aus meinem Aufenthalt im Künstlerhaus als Institution, aber auch als Ort, ist die Idee, ein Künstlerhaus in der Nähe meiner kleinen Heimatstadt in einer ländlichen Region in Westalgerien zu gründen und zu bauen.

Was würdest du gerne noch hinzufügen?
Mein Aufenthalt im Künstlerhaus in Eckernförde hat mir für eine kurze, aber wichtige Zeit ein Zuhause gegeben. Neben der Fotografie hatte ich hier Zeit, das Kochen für mich neu zu entdecken. Dazu komme ich auf meinen Reisen sonst nur selten.