Todsünde

Am Samstag, 3. August 2024, um 12:30 zeigen wir nach dem Wochenmarkt ein Video von Klaus vom Bruch

Eine Frau sitzt allein auf einem Sessel und hat die Ellbogen auf die Armlehnen gestützt. In ihren Händen hält sie ein Buch, das ihr Gesicht verdeckt. Auf dem Einband steht: „Zeit ohne Ende“. Sie könnte in der Suite eines eleganten Hotels sitzen, wäre da nicht die amerikanische Landschaft, die im Fenster hinter ihr eintönig vorbeizieht. Die Frau sitzt in einem vorwärtsfahrenden „Santa Fe Super Chief“, dem Luxuszug der Reichen und Schönen der 1940er Jahre. Langsam senkt sie ihre Arme und damit auch das Buch. Wir können ihr Gesicht ausmachen. Ihre Augenlider schließen sich. Das Buch ruht auf ihren Knien. Schlaftrunken schiebt sie es weg – es fällt auf den Boden.

Die eigentliche Geschichte erschließt sich in Klaus vom Bruchs Video nur langsam: Die Filmsequenz aus dem Technicolor-Film Noir „Leave Her to Heaven“ (1945) von John M. Stahl wurde vom Künstler so manipuliert, dass die Bildsequenz und ihre Tonspur in einer Endlosschleife Bild für Bild auf der kontinuierlich fortschreitenden Zeitachse verschoben werden, dass der Bewegungsfluss einem Stakkato weicht.

Die Frau im Zug ist die Schauspielerin Gene Tierney. Sie galt während der 1940er und frühen 1950er Jahre als eine der schönsten Schauspielerinnen Hollywoods. Für ihre Rolle als Femme fatale in „Leave Her to Heaven“ wurde sie auf der Oscarverleihung 1946 für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert. „Todsünde“, so der deutsche Titel des Psychothrillers, entwickelte sich zu einem der größten Kassenerfolge für 20th Century Fox und baute Gene Tierneys Status als Hollywoodstar weiter aus.