Tinte in Milch

Am Samstag, 10. Mai um 12:30 Uhr wird otte1 nach dem Markt einen Video-Cocktail von Gernot Wieland servieren.

Gernot Wieland (geb. 1968 in Horn, Österreich) studierte an der Universität der Künste in Berlin und an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Seine Filme wurden u. a. auf dem Internationalen Filmfestival in Rotterdam, im Kunstverein in Kassel, im Kunsthaus in Graz und auf der Liverpool Biennale gezeigt. Er lebt in Berlin.

Tinte In Milch, erhielt den EMAF Medienkunstpreis der deutschen Kunstkritik, Osnabrück (2019) und eine lobende Erwähnung beim Kurzfilmfestival Hamburg (2019).

Das auf Super 8 gedrehte Video des österreichischen Künstlers lässt die verstörende Welt einer Kindheit auferstehen: das schmerzhafte Erleben von Grenzen, an denen das Recht auf freie Entfaltung auf institutionelle Gewalt trifft. Erst Ausschluss, dann Einschluss. Die perfiden Architekturen der Maßregelung dringen in die Körper ein und werden derart verinnerlicht, dass das Maßregeln von ganz alleine funktioniert. So entwickelt sich die Narration von Ink in Milk zu einem poetischen, nahezu tragikomischen Indizienprozess gegen Machtstrukturen, wobei bestechend unbeholfene Strichzeichnungen, Knetmännchen und Skulpturen aus verbranntem Holz einer Beweisführung dienen, die sich trotzig jeder Art von normierter Wahrheit verweigert.

Bezeichnend für Gernot Wielands Werk ist die Verflechtung von Mensch, Künstler und Kunstwerk. Seine Kunst und seine Person vermitteln eine stille, nachhaltige Faszination für seine Umwelt und das, was ihn beeinflusst oder auch schon seit seiner Kindheit geprägt hat. Diese Eindrücke – seien es sonderbare Erinnerungen oder gar tragische Erlebnisse und die unablässige Auseinandersetzung mit dem Geschehenen – finden direkt oder indirekt Eingang in seine Kunstwerke und in seine Gespräche. Neben Selbstanalyse und Repräsentation findet sich in seiner Kunst auch eine Analyse gesellschaftlicher Normen und verdrängter Aspekte der Gesellschaft, die sich, mitunter gewaltsam, in hegemonialen Strukturen ausdrücken, beispielsweise in der Schule und im Umgang mit Kindern. Seine Skizzen und Filmerzählungen vermitteln einen nachhaltigen Eindruck von der Mischung aus Trauma, Repression und Schuldgefühlen, die seiner Generation auferlegt wurde, sowie von den obszönen und absurden Manifestationen des österreichischen Befindens.