Koloniale Welten – Photoschau und Lesung
Am Samstag, 7. Juni 2025 um 12:30 gibt uns Rainer Beuthel nach dem Markt weitere Einblicke in die deutsche Kolonialzeit.
Bis 1918 herrschte das Deutsche Reich über seine Kolonie Deutsch-Ostafrika. Deren Geschichte erscheint bis in die Gegenwart im öffentlichen Bewusstsein hierzulande weitgehend als blinder Fleck.
Die äußerst brutale Niederschlagung des großen Aufstandes der afrikanischen Bevölkerung („Maji-Maji-Krieg“) in den Jahren 1905 bis 1907 durch die deutsche „Schutztruppe“ mit ihren 250000 bis 300000 Toten wird von offizieller Seite der Bundesrepublik Deutschland bis heute nicht als Völkermord wahrgenommen – im Gegensatz zu dem Massaker an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika (ca. 80.000 Opfer). Die hohe Opferzahl resultierte nicht allein aus den unmittelbaren Kampfhandlungen, sondern zudem aus einer Strategie der „verbrannten Erde“, die den im Aufstandsgebiet lebenden Menschen jegliche Nahrungsgrundlage entziehen sollte.
Das Bildarchiv der Deutschen Kolonialgesellschaft umfasst zehntausende Photos aus der Kolonialzeit, aufgenommen von Kolonialbeamten, Offizieren, Plantagenbesitzern oder Missionaren, zumeist auf den seinerzeit üblichen Glasplatten. Es ist in digitalisierter Form im Internet frei zugänglich. Zu Beginn der Veranstaltung wird eine kleine Auswahl aus Deutsch-Ostafrika gezeigt.
Anschließend liest Rainer Beuthel Passagen aus seinem 2014 erschienenen Roman „Ackerstraßenmord“: In einem Berliner Kellerverschlag wird zu Beginn des Jahres 1907 die Leiche eines adligen Schutztruppenoffiziers gefunden. Die Lösung des Falls führt in den Kolonialkrieg, der gerade zu Ende geht…