Im Schiffbruch nicht schwimmen können

Am Samstag nach dem Markt um 12:30 Uhr geht es um das neben der Mona Lisa wohl berühmteste Gemälde im Louvre „Das Floß der Medusa“ von Théodore Géricault (1819).

Ein Speicher von Geschichte und Ort der Erinnerung ist der Louvre in Paris, wohin uns das Video „Im Schiffbruch nicht schwimmen können“ führt: Drei afrikanische Männer unterschiedlichen Alters besuchen darin das weltberühmte Museum. Vor einem monumentalen Gemälde nehmen sie Platz und betrachten es schweigend. Théodore Géricaults Bild erzählt von einer menschlichen Katastrophe auf hoher See, als die französische Fregatte „Medusa“ vor der Küste Mauretaniens im Juli 1816 auf Grund lief. Gerade hatte Frankreich seine Kolonie Senegal zurückerhalten. Weil die Beiboote nicht für alle reichten, baute die Besatzung aus den Masten ein Rettungsfloß für 149 Menschen. Doch kappte man das Verbindungsseil. 13 Tage trieben die Schiffbrüchigen daraufhin hilflos auf dem Meer, wurden ins Wasser gerissen, massakrierten sich gegenseitig. Nur 15 überlebten. In Frankreich entfachte die Nachricht einen Skandal und Géricaults schonungsloses Bild schockierte sein Publikum nachhaltig.

Odenbachs Video-Sequenzen im Louvre – begleitet von einem Balafon-Soundtrack des Musikers Ricky Ojijo – unterbrechen Aufnahmen von Meeresbrandungen vor der Küste Ghanas mit eingeblendeten Texten. Diese basieren auf Interviews, die Odenbach mit den drei Afrikanern zu ihrer Flucht über das Meer, ihrem Leben und ihren Gefühlen von Fremdsein geführt hat. Indes weist das Video schon im Titel unmissverständlich darauf hin, dass auch in der gegenwärtigen Flüchtlingskrise viele eine solche Überfahrt über das Mittelmeer nicht überleben

Marcel Odenbach (geb. 1953 in Köln) lebt in Berlin und Cape Coast, Ghana, und arbeitet in Berlin und Köln. Er studierte zwischen 1974 und 1979 Architektur, Kunstgeschichte und Semiotik an der Technischen Hochschule in Aachen, Deutschland. Er lehrte Medienkunst an verschiedenen Institutionen in Deutschland, darunter die Staatliche Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und die Kunsthochschule für Medien in Köln sowie die Kunstakademie in Düsseldorf.

Odenbachs Videobänder und Installationen wurden weltweit auf Festivals und in Institutionen ausgestellt und zeugen von seiner entscheidenden Rolle bei der Förderung und Gestaltung der internationalen Entwicklung dieses Genres. Von den frühen Videos, die noch für die Präsentation auf Monitoren konzipiert waren, bis hin zu seinen komplexen Installationen mit Großprojektionen zeigt die Vorführung die Subtilität und formale Vielfalt, mit der Odenbach das bewegte Bild und seine akustische Begleitung inszeniert.

Odenbach gilt als einer der wichtigsten deutschen Videokünstler.

Der Eintritt ist frei.