Wo das Selbst tönt

Die koreanische Konzeptkünstlerin Sun-mi Han präsentierte zum Abschluss ihres dreimonatigen Stipendiums ihre Arbeiten. „Es war ein Regentag im Sommer, an diesem Tag stellte ich mir selbst eine Frage: Wer bin ich? Als ich von jemandem gefragt wurde, wer ich sei. Ohne nachzudenken antwortete ich mit meinem Namen. Doch wenn ich mir selbst die Frage stellte, ist die Antwort eine andere. Sun-mi Han – kann ein Name mein Ich sein?“

Sun-mi Han beschäftigt sich mit sich selbst. Besser: mit dem ICH, mit dem Bewussten, dem Unbewussten. Sie liest Sigmund Freud und Carl Gustav Jung und studiert deutsche Philosophen. Aber nicht als Philosophin oder Psychoanalytikerin betätigt sie sich, sondern ihre Arbeit gilt der Kunst. Im Schleswig-Holsteinischen Künstlerhaus in der Ottestraße 1 präsentierte sie zum Abschluss ihres dreimonatigen Stipendiums einige Arbeiten.

Neben beeindruckenden, dreidimensional anmutenden Fotos waren hauptsächlich Raum- und Klanginstallationen mit CDs zu sehen und zu hören. Silbern- und goldschimmernde, sehr harmonisch wirkende Gebilde aus den runden Datenträgern zeigten die Ergebnisse ihrer philosophisch fundierten Selbstbespiegelung.

CDs als Kunstmaterial mag die Künstlerin, die ihre Ausbildung im heimischen Seoul begann und im Saarland vollendete, weil sie Licht reflektieren. „Dadurch kann die CD als ein Spiegel für die Kommunikation zwischen den Betrachtern und meinen Werken verwendet werden“, erklärt sie. „Die Arbeiten sind mein Selbstbildnis, und gleichzeitig könnte es aber auch ein Selbstportrait der Betrachter sein. Die Kreisform der CD symbolisiert die Auffassung, dass das Leben ein eben solcher Kreislauf ist.“

In Eckernförde begab sie sich auf die Suche nach dem Unbewussten und studierte die Klänge der Stadt und von Meer und Natur. Mit einer Musik-CD und aus den ausgestellten Rauminstallationen tönenden Soundarts gab sie Beispiele ihrer Umsetzung der kreativen Forschungen.

(Markus Feuerstack)